Die Münchner Webwoche (MWW) hat uns interviewt.
MWW: Hallo ihr, könnt euch kurz vorstellen und erzählen, was ihr so macht?
TECHGENOSSEN:
Wir sind Oskar, Robert und Vicky, die Gründer der TechGenossen. 2015 haben wir für die Ankommen-App des BR Userresearch, Produktberatung und Usertests übernommen.
Aktuell unterstützen wir die Nachhaltigkeitsplattform utopia.de, decura und das Start-up smart-link, das sich um die Optimierung von Lebensmittelproduktionsketten in Entwicklungsländern kümmert. Außerdem bauen wir ein Transparency-Tool für greenroom voice, das die Nachhaltigkeit von Outdoor-Produkten transparent machen soll.
Darüber hinaus entwickeln wir derzeit gemeinsam mit BenE München e.V. ein Tool zum systemischen Konsensieren, einer Entscheidungsfindungsmethode für Gruppen und versuchen mit den MüncherMachbarn die erfolgreiche imWandel-Plattform in München zu etablieren. Parallel dazu treiben wir unsere eigenen Produkte voran: Unser Lunch-O-Mat vernetzt effizient Mitarbeiter in Unternehmen, Dr. Mario Schuberts Process Gardening ist ein ganzheitliches Businessmanagementtool, also tatsächlich die Eier legende Wollmilchsau und serenize ein Tool für agiles Ideenmanagement in Unternehmen.
Signifikant an diesen Projekten ist, dass es sich unseres Erachtens jeweils um Produkte handelt, die tatsächliche Userprobleme lösen und nicht nur Aktienkurse ansteigen lassen sollen.
Alles in allem haben wir also alle Hände voll zu tun und gleichzeitig laden wir jeden, der digitalen Rat braucht oder eine Produktidee hat, mit der er nicht weiterkommt, immer dienstags zu unserem Stammtisch ein.
MWW: Mit denTechGenossen gestaltet ihr aktiv die Münchner Digitalszene mit. Was genau steht hinter diesem Projekt und wie kam es dazu?
TECHGENOSSEN: Vor zwei Jahren haben wir die TechGenossen aus der Taufe gehoben, ein Netzwerk aus aktuell zirka 10 Freelancern, wir sagen “Worker Owner”, aus den Bereichen Softwareentwicklung, Produktentwicklung und Content, die an den oben genannten verschiedenen Projekten zusammenarbeiten.
Dahinter steckt unsere Erfahrung, dass ein exzellentes Entwicklerteam effizient an einem Produkt arbeiten kann, das die Welt nicht braucht. Da uns gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit unserer Spezies auf diesem Planeten wichtig ist, wagten wir den Versuch, unseren Lebensunterhalt gemeinsam mit sinnstiftenden, sinnvollen, aber zumindest absolut user-zentrierten und lean entwickelten digitalen Produkten zu verdienen.
Wir haben uns für die Gründung einer Genossenschaft entschieden, weil dies derzeit die demokratischste Körperschaftsform ist, die es gibt und versuchen soweit möglich gemeinwohlorientierten und nachhaltigen Unternehmen, Organisationen und Projekten unter die Arme zu greifen. Denn hier fehlt es nicht selten an professionellem Know-how.
Zudem treibt uns die Vision, die digitale Infrastruktur für die Zukunftsfähigkeit mitzugestalten.
Übrigens: Designer, Webentwickler oder Marketingler, die das ähnlich sehen und selbständig, eigenverantwortlich, aber nicht alleine werkeln wollen, sind herzlich eingeladen sich bei uns zu melden. Wir freuen uns über Verstärkung.
MWW: Das Motto der nächsten Münchner Webwoche lautet „Game Changer Digitalisierung“. Ist München eurer Meinung nach ein Game Changer in Bezug auf die Digitalisierung? Welches Potenzial schlummert eurer Meinung nach in unserer Stadt als Digital- und Kreativstandort?
TECHGENOSSEN: Es sind unserer Erfahrung nach nicht so sehr die großen Firmen, die den Reiz der hiesigen Szene ausmachen, sondern eher die Menschen, die open minded in Cafés wie dem Lost Weekend oder dem EineWeltHaus das frei zur Verfügung gestellte WLAN teilen. Hier mit Fremden in Gespräche zu kommen und über Produktideen, Fehlschläge oder Usertests zu palavern, ist weitaus fruchtbarer als best-practise-Veranstaltungen und Vortragsreihen namhafter Firmen. Die Stadt könnte diese Kultur der offenen Digitalorte weiter fördern und auch die MWW trägt ja ihren Teil dazu bei. Denn ebenso wie der Wald leise wächst, geht es heutzutage darum auch außerhalb von Firmen Netzwerk-Organisationen aufzubauen, um kollektiv kreative und nachhaltige Lösungen für die Stadt zu entwickeln.
Mit dem de facto-Ausstieg aus LiMux hat die Stadt München unserer Meinung nach leider viel von ihrem Game-Changer-Potenzial eingebüßt.
MWW: Welche Möglichkeiten seht ihr für jeden Einzelnen in München, sich selbst einzubringen und die Digitalwirtschaft, die Szene und den Standort zu stärken?
TECHGENOSSEN: User ticken anders, als man es antizipiert. Ideen, die mit NDAs belegt sind, sind das Papier des NDA nicht wert. Ideen, die nicht gut sind, sind nicht nur überflüssig, sondern tatsächlich falsch und es ist befreiend sie über Bord zu werfen. Deshalb lautet unser Credo für den jeden Einzelnen: Sei mutig, vernetze dich und get out of the building! Mal richtig rauszukommen und die Arbeitsumgebung zu wechseln, stärkt ebenfalls. Wir empfehlen deshalb das Mountain Office, das Anna Rodewald monatlich organisiert.
MWW: Die Münchner Webwoche lebt vom Engagement jedes Einzelnen. Seid ihr mit einem eigenen Event dabei oder nehmt ihr an einem teil?
TECHGENOSSEN: Wir schaffen es dieses Mal nicht mit einer eigenen Veranstaltung auf der MWW dabei zu sein, weil wir uns mit mehreren Veranstaltungen am diesjährigen Klimaherbst beteiligen und diese sehr vorbereitungsintensiv sind. Dessen ungeachtet werden wir natürlich auf der Webwoche im Mai zugegen sein.
MWW: Und nun die „halbe“ Staffelfrage: Von welcher Persönlichkeit der digitalen Szene Münchens würdet ihr an dieser Stelle gerne 5einhalb Antworten lesen?
TECHGENOSSEN: Steffen Kastner ist mit nur ein begnadeter UXler, sondern derzeit Head of Product Management bei UnternehmerTUM. Wir hören ihn gern aus dem Szene-Nähkästchen plaudern.