Canvas kann was

Analoges systemisches Konsensieren hält sein Wertversprechen: schnelle, konfliktfreie und kreative Gruppenentscheidungen. Unserer Meinung nach brauchen das alle. Alle sind allerdings eine denkbar schlechte Zielgruppe für ein nutzerzentriert entwickeltes Produkt. Was nun?

Nun canvassen wir. Can was? Canvas bedeutet ursprünglich Leinwand und bezeichnet im Fachjargon die Kunst ein Geschäftsmodell komplett und strukturiert auf einer Seite zu visualisieren.

Einmal auf Papier gebannt, kann man ein Geschäftsmodell besser beschreiben, hinterfragen, ändern, herausfordern und so den sich ändernden Rahmenbedingungen immer wieder anpassen.

Kaffee hilft bei der Canvasarbeit.

Business Model Canvas

Etabliert hat das Business Model Canvas Alexander Osterwalder et al. im Jahre 2010. Es enthält neun Bereiche, die jedes Geschäftsmodell umfassen:

  1. Nutzer (Zielgruppe, Bedarfsgruppe, Betroffene, Kunden)
  2. Wertangebot (Lösung)
  3. Kanal (Weg zwischen Nutzer und Wertangebot, formally known as Marketing)
  4. Nutzerbeziehung (Kundenansprache)
  5. Umsätze (Produkterlöse)
  6. Internes Know-how (Schlüsselfähigkeiten, Skills, Ressourcen)
  7. Hauptaktivitäten für das Produkt
  8. Partnerschaften (Unterstützer, externe Ressourcen)
  9. Interne und externe Kosten der Produktentwicklung

Der Nachteil des Business Model Canvas: Das ursprüngliche Nutzerproblem, das das Wertangebot eines Produkts zu lösen trachtet, wird nicht explizit aufgeführt.

Folglich kann es nur indirekt hinterfragt oder herausgefordert werden. Aus diesem Grund besteht bei aller Transparenz und aller Nutzerzentrierung die Gefahr, ein Wertangebot zu designen, das kein Nutzerproblem löst.

Lean Canvas

Osterwalder et al. haben das erkannt und 2015 mit dem Buch Value Proposition Design korrigiert, indem sie den Nutzerbereich verfeinert haben in: Kundenprofile (inklusive Kundenaufgaben, Probleme und Gewinne) und Wertangebote (Produkte und Dienstleistungen, Problemlöser und Gewinnerzeuger.

Uns reicht das noch nicht. Denn wir sehen auch dann nicht auf einen Blick, ob und wann das Produkt erfolgreich war. Deshalb verwenden wir das Lean Canvas, das so designt ist, dass es inhärent die Hypothesenvalidierung und Erfolgsmessung eines Produkt veranlasst:

  1. Nutzer & Early Adopter
  2. Problem & bestehende Lösungsalternativen
  3. Wertangebot & High-Level-Konzept (sag es in einem Satz)
  4. Lösung
  5. Erfolgsmessung
  6. Kanal
  7. Unfairer Vorteil (was hast Du, was andere nicht haben? Was prädestiniert Dich für das Produkt?)
  8. Umsätze
  9. Kosten

Hier haben alle Erkenntnisse aus dem initialen User Research Platz. Alle neuen Thesen, die sich aus dem Zusammenfügen des Lean-Canvas ergeben, können zudem (priorisiert) überprüft werden.

Denn für jedes Canvas gilt: Es lebt und entwickelt sich mit der Zeit und den Kenntnissen der Macher.

Überschriebenes Canvas

Regelmäßige Canvas-Runden

In unserem initialen Canvas lautete unser Wertversprechen “frustfreie Gruppenentscheidungen” für (= Nutzer) mehr oder minder jede denkbare Gruppe, die gemeinsam etwas entscheiden will. Wie eingangs erwähnt ist das die undankbarste und entwicklungshemmendste Zielgruppe, die es gibt.

Deshalb haben wir uns im zweiten Wurf auf Unternehmen mit sich selbst organisierenden Teams und ressourcenschwache Vereine fokussiert, um festzustellen, dass beide Zielgruppen verschiedene Erlösmodelle, Kanäle, Erfolgsmessungen und so weiter nach sich ziehen.

Aktuell sieht unser SK-Tool-Canvas vor, dass wir das Tool für engagierte Bürger konzipieren, denen auf sich allein gestellt das Mandat fehlt ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge an politische Instanzen zu adressieren (seien wir ehrlich, wie erfolgsversprechend sind Briefe an MdBs?).

Denn nun lautet unser Wertangebot und damit auch unsere kritischste Hypothese:

Mit unserem Online-Tool nach SK-Prinzip lassen sich in beliebig großen Gruppen konsensnahe Entscheidungen treffen.

Für das Produkt heißt das: Das SK-Tool wird massenkompatibel durch Reduktion.

Early Adopter sind dabei das Münchner Projekt “München gemeinsam” (kurz MüGe), das im Juni startet. Hier werden in Workshops und online Bürger-Vorschläge für die Stadtverwaltung konsensiert.

Auf dass München nachhaltiger werde und wir einen proof of concept bekommen.